Einkaufen in der Fastenzeit

Die „Faire Tüte“ kommt gut an

WEISSENHORN – Die christliche Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern inspiriert zu verschiedenen Verzichtsaktionen. Aber einkaufen? Genau dieses, aber eben fair, empfiehlt das Team vom Weltladen in Weißenhorn im Landkreis Neu-Ulm. Nach der guten Resonanz im Vorjahr können sich Interessierte noch bis Ende Januar für die „Fastenaktion 2024“ anmelden, ihr siebenwöchiges „Faire-Tüten-Abo“ buchen und am besten gleich bezahlen. Damit kann wöchentlich eine jeweils anders gefüllte Lebensmitteltüte abgeholt werden.

Auch Nachzügler würden noch bedient, versichert Uschi Ott: „Doch grundsätzlich brauchen wir zum Planen und Besorgen der Inhalte eine gewisse Vorlaufzeit.“ Sie ist die Einkaufsbeirätin und weiß: Das Packen der Tüten ist weniger aufwendig als die Vorarbeit mit dem Kombinieren und Kalkulieren der Waren. Hier geht es um die Frage, ob sie in der gewünschten Menge vorrätig oder in der passenden Zeit lieferbar sind. 

„Da geht es uns nicht anders als den übrigen Branchen. Kriege und Krisen erschweren die Transportwege oder auch die Produktion.“ Sollte ein wichtiges Lebensmittel plötzlich nicht lieferbar oder ersetzbar sein, war vielleicht alle Vorarbeit umsonst, sagt auch die stellvertretende Vorsitzende Monika Meixner: „Das Packen der Tüten ist das Wenigste.“ 

Denn was die „Fairen Tüten“ zudem besonders mache, sind beigefügte Rezepte, die alle noch ausprobiert würden, sowie Hintergrundinfos zu Land und Leuten. Manche Kundschaft würde es schätzen, zu vielleicht ungewohnten Lebensmitteln auch mehr über deren Zubereitungsmöglichkeiten zu erfahren, so Ott. Wenn dann die eine oder andere Nachfrage zu Rezepten komme, freuten sie sich, dass die „Faire Tüte“ bei den Leuten angekommen ist.

Franz Snehotta, Vorsitzender des Weltladens, erklärt die Idee hinter der Fastenaktion: „Die Menschen ernähren sich sieben Wochen lang ohne Ausbeutung von Menschen, Umwelt und Ressourcen mit fair gehandelten Nahrungsmitteln aus dem Weltladen.“ Man soll also statt der Billigware so einkaufen, dass die Produzenten vom Erlös ihrer Erzeugnisse leben können. Bei den Lebensmitteln handle es sich fast ausschließlich um Bioware, und anders als in der Industrie kämen kaum Zusatzstoffe zum Einsatz. 

Verzicht führt zu Genuss

Dabei zeige sich, dass ein Verzicht auf Gewohnheiten sogar zu mehr Genuss führen könne. Es lohne, sich darauf einzulassen und den eigenen Blick zu weiten, findet Snehotta. Im Zuge der Aktion würde das ganze Sortiment des Weltladens vorgestellt, und der Vorsitzende hofft, dadurch noch mehr Stammkundschaft zu gewinnen. 

Ulrich Hoffmann, Pressesprecher des über 50 Mitarbeiter zählenden Weltladenteams, sieht in der „Fairen Tüte“ die Gelegenheit, „von den globalen Themen etwas runterbrechen zu können für unseren Alltag“. Schon die erste Aktion voriges Jahr habe zu 88 Abonnements geführt, diese kamen sogar teilweise von außerhalb Weißenhorns. 

Wie viele der rund 30 Weltläden der Diözese Augsburg noch „Faire Tüten“ anbieten, weiß Hoffmann nicht. Dabei sei die Idee nicht ganz neu. In Weißenhorn liegen die Anfänge des Weltladens 25 Jahre zurück. Damals wurden fair gehandelte Bananen vor der Kirche verkauft. In Schwaben habe sich der Grundgedanke vom Allgäu aus verbreitet, erklärt Hoffmann. Die Zentrale des Weltladen-Netzwerks Iller-Lech befindet sich in Füssen. 

Regina Langhans

03.02.2024 - Bistum Augsburg